Der Holtenauer Leuchtturm war seit seinem Bau eines der Holtenauer Wahrzeichen und ist sicherlich auch heute noch aufgrund seiner besonderen Doppelfunktion als Seezeichen und Gedenkstätte einer der schönsten Deutschlands — wenn nicht gar weltweit.
Abb.: Der Holtenauer Leuchtturm von der Dampferbrücke aus gesehen.
In seinem Fundament befindet sich der Grundstein des Kaiser-Wilhelm-Kanals (siehe Grundsteinlegung 1887) und
in der darüber liegenden Drei-Kaiser-Halle
wird den drei während des Kanalbaus
amtierenden Deutschen Kaisern Wilhelm I., Friedrich III. und
Wilhelm II. gedacht.
Abb.: Der Leuchtturm Anfang des Jahrhunderts. Ich kann es mir kaum vorstellen, daß der Leuchtturm bereits nach wenigen Jahren so bewachsen war. Bisher habe ich aber auch noch kein Photo dazu gesehen.
Dabei ist der jetzige Holtenauer Leuchtturm nicht das erste Holtenauer Leuchtfeuer - der Vorgänger stand direkt vor dem Kanalpackhaus und markierte für wenige Jahrzehnte die Einfahrt zum Eiderkanal. Der Leuchtturm vor dem Kanalpackhaus scheint jedoch nur einige Jahre lang in Betrieb gewesen zu sein, was zumindest folgende Textpassage nahelegt:
Das dritte hier erwähnte Leuchtfeuer, das bei Holtenau, hat bald aufgehört. Königl. Resolution v. 14ten März 1823, daß das zu Holtenau eingerichtete Leuchtfeuer eingehen möge.
Der Holtenauer Leuchtturm an der Einfahrt zur Schleuse Kiel-Holtenau gehört sicherlich zu den Wahrzeichen des Stadtteils und zählt zu den schönsten Leuchtfeuern an der deutschen Küste. Es wird einem sofort klar, daß der Holtenauer Leuchtturm mehr war als nur ein Seezeichen, sondern auch der Verherrlichung des deutschen Kaiserreichs dienen sollte. So findet sich an seiner Außenwand eine Gedenktafel mit folgender Aufschrift:
Kaiser Wilhelm II. vollzog die Weihe des Nord-Ostsee-Kanals und übergab ihn dem Weltverkehr am 21. Juni 1895.
Während Kaiser Wilhelm als Friedenskaiser
dargestellt wird, hatte der Kaiser-Wilhelm-Kanal
nicht zuletzt eine große militär-strategische Bedeutung, da sich
Teile der kaiserlichen Flotte in kurzer Zeit von der Ost- in die
Nordsee verlegen ließen um so eine zahlenmäßige Überlegenheit zu
erzielen.
Abb.: Der Leuchtturm und das Kaiser-Wilhelm-Denkmal.
Abb.: Die Grundsteinlegung für den Leuchtturm. Im Hintergrund links erkennt man in der Kanalstraße die ehemalige Treidelpferdescheune der Bauernstelle Schulz.
Im Inneren des Leuchtturms befindet sich die so genannte Drei-Kaiser-Halle
,
die drei Gedenktafeln und Abbildungen der Kaiser Wilhelm I.
(gegenüber der Tür), Friedrich III. (links) und Wilhelm II.
(rechts) enthält, in deren Regierungszeit der Bau des Kaiser-Wilhelm-Kanals fiel. Für die Halle
wurde schwarzer Labradorstein verwendet, aus dem die Sitzbänke
unterhalb der Bronzereliefs in der Halle gefertigt wurden.
Abb.: Lithographie nach einer Luftaufnahme. Die Dankeskirche steht noch auf freiem Feld. Ich weiß immer noch nicht, um was für eine Konstruktion es sich direkt vor den Leuchtturm handelt.
Im Fundament des Leuchtturms befindet sich der Grundstein des Nord-Ostsee-Kanals, in dem neben den üblichen Utensilien auch die Gründungsurkunde eingemauert ist:
"Wir Wilhelm von Gottes Gnaden Kaiser, König
von Preußen etc. thun kund und fügen hiermit zu wissen: |
Außen an der nordöstlichen Seite des Leuchtturms war ursprünglich
eine ebenfalls von dem Berliner Bildhauer Ernst Herther modellierte und von
der Kunstgießerei Spinn & Sohn
aus Berlin
hergestellte bronzene Nachbildung des Drachenbugs eines
Wikingerschiffes (eine Art Gallionsfigur) so angebracht, als Würde
der Schiffsrumpf aus dem Gemäuer hervor dringen. Die Pranken des
Drachens zeigten ihre Krallen. Dieses Kunstwerk ist heute nicht
mehr vorhanden. Da es sich noch auf einer Aufnahme aus dem
Eiswinter 1929 findet, kann man vermuten, daß es zusammen mit dem
Kaiser-Wilhelm-Denkmal
während des Zweiten Weltkriegs
eingeschmolzen wurde.
Abb.: Die Originaltür des Leuchtturms.
Der Grundstein des Nord-Ostsee-Kanals, der im Jahre 1887 von Kaiser Wilhelm I. gelegt worden war, wurde über eine Gleisanlage in den unteren Teil Leuchtturms transportiert. Nach dem Absenken des Steins in das Gewölbe wurde er dann eingemauert und wird so den Blicken vieler Generationen entzogen. Hier sollen auch noch auf Glas gefertigte Stereo-Photographien mit eingemauert worden sein, die auf Befehl Kaiser Wilhelms II. angefertigt worden waren.
Abb.: Der Grundstein vor dem Leuchtturm. Auf diesem Bild ist auch der im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzene bronzene Bug eines Drachenbootes zu sehen.
Die Statue der Germania
,
die bisher auf dem Grundstein stand, wurde dann vor dem
Verwaltungsgebäude der Kaiserlichen
Kanalkommission
aufgestellt.
Abb.: Blick von Süden, Anfang des Jahrhunderts. Man erkennt noch das inzwischen verloren gegangene Kaiserliche Emblem auf der schmiedeeisernen Eingangstür und die ursprüngliche Umzäunung, die inzwischen durch anderes Gitterwerk ersetzt wurde.
Die Höhe des des Holtenauer Leuchtturmes beträgt 20 Meter, die des Leuchtfeuers beträgt 24 Meter und die Nenntragweite seines Leuchtfeuers für Weiß 11, für Rot 9 und für Grün 8 Seemeilen. Gebaut wurde der Leuchtturm durch die Kieler Firma Rower. Im Herbst 1994 erfolgten am Leuchtturm umfangreiche Unterhaltungs- und Renovierungsarbeiten, damit er zum 100. Geburtstag des Nord-Ostsee-Kanals wieder im alten Glanz erstrahlen konnte. Aus diesem Grund wurde während der Arbeiten neben dem Turm eine dreibeinige Gitterbarke mit einem Ersatzseezeichen als Hilfsturm aufgestellt.
Abb.: Leuchtturm Holtenau.
Seit März 2001 Zeit werden im Holtenauer Leuchtturm Trauungen durchgeführt, wobei die Drei-Kaiser-Halle für diese Anlässe besonders geschmückt wird.
Abb.: Im Jahr 2013 wurde der Leuchtturm erneut renoviert — insbesondere das Mauerwerk. Weitere Instandsetzungen fanden in den Jahren 1955 und 1995 statt.
Im Inneren des Leuchtturms befindet sich im achteckigem Unterbau
die so genannte Drei-Kaiser-Halle
mit drei Gedenktafeln für die Kaiser Wilhelm I., Friedrich III.
und Wilhelm II., in deren Regierungszeiten der Kanalbau fiel.
Dabei mutet die Halle wie eine Kapelle an, ein Eindruck, der
sowohl durch die drei Gedenktafeln für die drei den Kanalbau
begleitenden Kaiser als auch durch die runde Bauform hervorgerufen
wird. [mehr ...]
Abb.: Das Leuchtfeuer auf der Südmole.
Auf der Südseite des Kaiser-Wilhelm-Kanals befand sich ein
weiterer Leuchtturm, der im Gegensatz zum Holtenauer Leuchtturm
ganz schlicht gehalten wurde und nur eine rein nautische Funktion
besaß. Zur seiner Gründung wurden große Pfähle in den Boden
gerammt und darauf die Eisenkonstruktion des Turmes mit einer Höhe
von 17 Metern errichtet. Dieses so genannte Südmolenfeuer
wurde beim Bau der neuen Schleuse 1914 versetzt und steht seitdem
auf der Nordmole des Scheerhafens, die gleichzeitig die
Südmole der Schleuseneinfahrt bildet. Der schlichte Turm trug
ursprünglich eine grüne Abdeckung (Radom), die jedoch einer großen
Radarantenne weichen mußte. Die Metallkonstruktion steht jedoch
auf einem schön ausgeführten runden Sockel, so daß sich der
bauliche Zusammenhang zum Leuchtturm Holtenau gleich erkennen
läßt.
Abb.: Die Kanalmündung vor 1907.
Am 2. Dezember 1994 wurde auch der Leuchtturm am Scheerhafen renoviert, wobei die alte Laterne demontiert wurde, da sie den heutigen Anforderungen nicht mehr genügte. Eine Überprüfung des Wasser- und Schifffahrtsamtes ergab, dass die Laterne für eine zusätzliche Radarantenne nicht geeignet war. Im Jahre 1998 wurde auf den alten Stahlturm ein neues Laternenhaus mit Radarantenne gesetzt. Das Laternenglas bog die Firma Glas Bayer aus Schülp in die passende Form. Rund um den Turm wurde der Boden saniert und ein Zaun um den Turm gezogen. Mit der Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals am 21. Juni 1895 nahmen auch die beiden Leuchttürme ihren Betrieb auf.
Der heutige Holtenauer Leuchtturm hatte über ein Jahrhundert lang einen unscheinbaren Vorgänger, der jedoch nur wenige Jahre lang in Betrieb war.
Abb.: Ein Tiefbagger vor Holtenau. Links sieht man den Obelisken und den ersten Holtenauer Leuchtturm an der Mündung des Eiderkanals.
Das dritte Leuchtfeuer, das neben Bülk und Friedrichsort an der Kieler Förde installiert wurde, befand sich seit 1815 vor dem Holtenauer Kanalpackhaus in unmittelbarer Nähe zum dort aufgestellten Obelisken.
Während es für die beiden anderen Leuchtfeuer spezielle Leuchtfeueraufseher
gab, wurde diese Aufgabe in Holtenau dem Packhausverwalter
anvertraut. Carl Beseke spricht davon, daß im Jahr der Grundsteinlegung für den Kaiser-Wilhelm-Kanal nur noch ein unscheinbarer
Turm
auf dem Festplatz vorhanden war.
Abb.: Der Holtenauer Leuchtturm im Februar 2019 (© Bert Morio 2019).
Abb.:
Blick von der Dankeskirche
Richtung Förde um 1908. Man erkennt den Mäuseturm
, die Wartehalle
,
das Kaiser-Wilhelm-Denkmal
und den Leuchtturm.
© Bert Morio 2018 — Zuletzt geändert: 15-11-2020 06:42